Autobahn, Feldwege, Landstraßen. Thees Uhlmann ist längst sein eigener Road Movie. Doch erst dieses Album zeichnet den Trip mitreisetauglich nach. Er führt vom AJZ bis ins Stadion, von Hemmoor bis nach New York, durch mehr als drei Jahrzehnte wiedervereinigtes Deutschland. Rock, Indie, Punk und was nicht sonst noch alles. Lichthupe aber nur im äußersten Notfall.
In einem kleinen Studi-Appartement in Köln. Auf mausgrauen Teppichfliesen haben sich Bandmitglieder der Gruppe Tomte gesammelt. Adrenalin, Unruhe, Alkohol. Es ist tiefste Nacht, irgendwann um die Jahrtausendwende. Los geht die Story von „Sincerely, Thees Uhlmann“ und von Tomte sowieso.
Sprachwitz und Prägnanz, Überschwang und Melancholie. Tomte geraten in den Nullerjahren zu größerer Aufmerksamkeit, ihre Songs laufen in den alternativen Discos, die Clips auf VIVA, „Korn und Sprite“, „Schreit den Namen meiner Mutter“, „Ich sang die ganze Zeit von Dir“, „Der letzte große Wal“ und so. Aufgekratzt, nahbar, getrieben.
Dass Thees irgendwann solo weitermachen würde, scheint eher folgerichtig denn überraschend. Trotzdem ändert bereits der erste Song des ersten eigenen Albums seine Wahrnehmung als Songwriter. „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, ein Once-In-A-Lifetime-Stück über Rückführung und Neubeginn, dazu läuft ein Super-8-Video.
Die drei bisherigen Solo-Alben werden jedes für sich zu einem Statement Piece. Etwas, an dem man sich orientieren kann. Eine Art verloren geglaubter Humanismus mit Gitarren, stürmische, wehmütige Momente, Witz, Sehnsucht, Trost. Die Songs versuchen eine genauere Markierung zu sein, als es GPS je hinkriegen könnte.